Wer bremst, verliert.
Die deutsche Armaturenindustrie kennt diese Weisheit und hält deshalb das Tempo bei der Weiterentwicklung ihrer Unternehmen gleichbleibend hoch.
Reibung, Verschleiß und Schmierung
Technologie auf dem Podest
Das Ergebnis ist u. a. eine anhaltende Technologieführerschaft auch kleinerer Hersteller von Industriearmaturen. In vielen Anwendungsbereichen stehen sie bei der Siegerehrung auf dem Podest, um anschließend schnell wieder auf ihrem Innovationskurs fortzufahren.
Der Fachverband unterstützt diese Zielsetzung nach ständiger Produktoptimierung mit seinen Initiativen zur Industriellen Gemeinschaftsforschung. Er hilft damit, Ressourcenschranken zu überwinden und die Wettbewerbsfähigkeit seiner überwiegend mittelständig geprägten Mitgliedsunternehmen zu stärken.
Zu den klassischen Forschungsfeldern der Armaturenindustrie gehören die Oberflächen einer Armatur. Ihre Widerstandskräfte – innen wie außen – gegenüber Einflüssen jeder Art zu erhöhen ist dabei das Ziel. Lösungen für Oberflächenbehandlungen zur Verbesserung tribologischer Eigenschaften sind aber oft teuer, insbesondere in Verhältnis zu den relativ kleinen Flächen im Armaturenbau. Sie erfordern meist eine aufwendige Vor- und Nachbereitung der Bauteile. Außerdem beeinflussen Oberflächenbehandlungen häufig die chemische Beständigkeit der Oberflächen und schränken dadurch den Anwendungseinsatz ein.
Kompetentes Racing-Team
In diesem Kontext stand das zwischenzeitlich abgeschlossene VDMA Gemeinschaftsforschungsprojekt „Thermisch gespritzte Beschichtungen für den Armaturenbau“. Bei diesem Vorhaben mit der RWTH Aachen und der TU Darmstadt wurden neue Beschichtungen entwickelt, die für vielfältige Belastungen im Armaturenbau geeignet sind. Durch die Integration von Festschmierstoffen wurde dabei insbesondere das Verschleiß- und Reibungsverhalten deutlich verbessert. So konnte durch die Integration von hexagonalem Bornitrid in speziell entwickelten WC/CoCr-Schichten der Reibwert um 30 Prozent gegenüber der festschmierstofffreien Beschichtung gesenkt werden. Zudem wurde eine Reduktion des Verschleißkoeffizienten von rund 75 Prozent erreicht.
In aggressiven Medien wie Salzsäure sind Festschmierstoffe und Schichtunregelmäßigkeiten wie Poren aber bekanntlich kritisch, da das Medium leichter in die Beschichtung gelangt und dort Unterkorrosion initiiert wird. Durch die Verwendung eines neuen Ultrahochgeschwindigkeitsflammspritzverfahrens und einer feineren Partikelfraktion konnte ein ausreichend dichtes Gefüge erzielt werden, das auch in aggressiven Medien beständig bleibt.
Auf Erfolgskurs bleiben
Von den Ergebnissen „auf schnellen Erfolgskurs gebracht“ soll das Anschlussprojekt „Nachbearbeitungsarme Feinstpulverbeschichtungen für den Korrosions- und Verschleißschutz im Armaturenbau“ nun die Entwicklung endkonturnaher Beschichtungen von Armaturenbauteilen voranbringen, um kostenintensive Schleifnachbearbeitungsschritte (z. B. Schleifen, Läppen) zu reduzieren oder ggf. sogar ganz zu vermeiden.
Auch hier geht es letztlich um eine zusätzliche Reduktion von Reibungsverlusten und Verschleiß, die bei Anwendern geringere Energie- und Prozesskosten verursachen und damit letztlich die Wettbewerbsfähigkeit der Armaturenhersteller verbessern.
Die Verwendung von speziell für Armaturenbauteile angepassten Verfahrensvarianten des Hochgeschwindigkeitsflammspritzens und damit einhergehende Demonstratorversuche sollte dabei die Akzeptanz der Beschichtungen bei den Armaturenherstellern und -anwendern erhöhen und somit einen schnellen Transfer in die Armaturenindustrie sicherstellen.
Die Zielflagge winkt den Besten …
… wenn sie am Rennen teilnehmen.
Zielflagge in Sicht?
Bei der Gelegenheit könnten die gewonnenen Projekterkenntnisse und ermittelten Prozessparameter bei den Demonstratorbeschichtungen auch die Grundlage dafür schaffen, dass die beteiligten Armaturenhersteller in Zusammenarbeit mit Pulverherstellern und ggfs. Lohnbeschichtern das sehr anspruchsvolle Handling von hochentwickelten Feinstpulvern beim Thermischen Spritzen beherrschen, um eigenständig und zeitnah entsprechende Beschichtungen auf den Markt zu bringen.
Das brächte technologischen Vorsprung. Die Zielflagge würde ihnen wieder mal als Erste winken.
Fazit: Wer nicht dabei ist, verliert den Anschluss! Ähnlich wie beim Bremsen.